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St. Bonifatius Kirche
Die Ursprünge der Abenheimer Kirche
Im Römisch-Germanischen Museum in Mainz befindet sich als ältestes Zeugnis des christlichen Glaubens aus fränkischer Zeit eine Gewandnadel in Form eines Kreuzes, die einem fränkischen Grab in Abenheim entnommen wurde.
Die christliche Religion unserer Gemeinde ist in die Zeit der Christianisierung Rheinhessens zu datieren. Die erste Grundlage dafür wurde schon in der iroschottischen Ära, die der heilige Kilian (gestorben als Märtyrer im Jahre 688) verkörpert, geschaffen. Hierzulande sind als iroschottische Missionare vor allem die Heiligen Priminius (Pirmasens, Hombach) und Philipp von Zoll zu erwähnen.
Als die Franken sich zum Christentum bekannten, wurden überall in ihren Siedlungen neben dem Königshof (Anm. d. Hrsg.: Orte zur Verwaltung des Krongutes und der Verpflegung des Heeres) Kirchen erbaut. Der hl. Bonifatius, der Kirchenbauer, fand für sein erfolgreiches Wirken im 8. Jahrhundert ein gutes Arbeitsfeld vor. Urkunden der Klöster Lorsch und Fulda belegen den Bau von Kirchen in den Gemeinden Heppenheim a.d.W. (776) und Gundheim (791). Verhältnismäßig spät erscheint in den alten Aufzeichnungen die Kirche Abenheims. In einer Tauschurkunde Heinrichs I. mit Abt Hadamar vom Kloster Fulda im Jahre 932 ist diese erstmals erwähnt. Es dürfte sich dabei um ein hölzernes Gebäude gehandelt haben. Erst in der Zeit der Karolinger entstanden in größeren Siedlungen die ersten Gotteshäuser aus Stein. Ein solches wurde in Abenheim wahrscheinlich erst im 11. Jahrhundert an der gleichen Stelle, auf der die heutige Kirche steht, erbaut. Politischer Hader und Völkerwanderungen haben auch hier ihr Zerstörungswerk vollbracht, so dass mindestens ein zweimaliger Erneuerungsbau getätigt werden musste. Die Wahl des heiligen Bonifatius als Patron der Abenheimer Pfarrkriche erklärt sich dadurch, dass der Ort schon früh aus dem Besitz des Klosters Lorsch an die Abtei Fulda kam, der Ruhestätte des im Jahre 754 ermordeten Apostels der Deutschen.

Die Ältesten katholischen Kirchenbücher von Abenheim
Das Abenheimer Taufbuch beginnt im Jahre 1657. Es wurde nicht wie das heutige Geburtsregister geführt, da nicht der Tag der Geburt, sondern der Tag der Taufe eingetragen wurde. Bei den Namensangaben wurde der Name des Vaters komplett, der der Mutter nur mit dem Vornamen festgehalten. Da die Kindersterblichkeit in dieser Zeit sehr hoch war, fürchtete man, dass die Neugeborenen ungetauft sterben könnten und somit nicht in den Himmel aufgenommen würden. Deshalb wurden die Kinder meist kurz nach der Geburt getauft und in das Register eingetragen. Dagegen wurden die Angaben von Geburt bzw. Taufe bei Zugezogenen nicht nachgetragen, so dass das Taufbuch kein vollständiges Register der Abenheimer darstellt.
Die Aufzeichnungen über die Kopulationen (Trauungen) beginnen im Kirchenbuch im Jahre 1684. Die dortigen Eintragungen in den Büchern sind sehr unterschiedlich. Meistens wurden beide Elternteile und Zeugen eingetragen. Das Abenheimer Sterberegister beginnt im Jahre 1686 mit seinen Eintragungen. Das Sterbealter wurde aufgrund fehlender Geburtsdaten von manchen Pfarrern grob geschätzt. Interessant ist, dass es seit Beginn der Aufzeichnungen eine Drillingsgeburt gab. Am 10.02.1705 bekamen die Eheleute Joh.Georg Pauli und Maria Magdalena Drillinge: Adam Hermann, Maria Catharina und Maria Magdalena. Mit der Einführung der Zivilstandesämter im Jahre 1798 durch Napoleon, wurden Geburt, Eheschließung und Sterberegister zu staatlichen Aufgaben, wodurch die Eintragungen vollständiger und genauer wurden.
Die Abenheimer Kirchenbücher bis zum Jahre 1909 wurden dem Dom-Archiv Mainz zur Verwahrung übergeben.

Die Abenheimer Kirche im Wandel der Zeit
Am
24. Juli 1724 legte General Franz Anton Kämmerer von Worms, Freiherr von Dalberg, in Abenheim den Grundstein zum Neubau der katholischen Pfarrkirche. Der barocke Neubau mit seinem hohen gewölbtem Schiff und einem steilen Dach zwang zu einer Höherführung des Turmes.

(1.Seite kath.Taufbuch von Abenheim 1657)
Im Dalbergischen Archiv aus dem Schlosse zu Herrnsheim befindet sich folgender Rechnungsband in dem Aufzeichnungen über die Einnahmen und Ausgaben, jedoch ohne Einzelrechnungen:

„ Rechnung über den Abenheimer Neuen Kirchenbau vom 01. Jan 1725 biß den letzten Oktober 1729. Überalle von gnädiger Herrschaft zu diesem Bauwesen destinirten Mittlern und deren Einnahm und Ausgab. Abgelegt Ihro Excell. denen Hoch- und Wohlgeborenen Herrn Frantz Eckenbert und Wolfgang Eberhard Cämmereren von Worms Freyherrn von und zu Dalberg. etc.etc. von mir Johann Wilhelm Biehen, dermahlen Kellern zu Abenheim“.

In diesem Band sind außerdem Grundrisse der Kirche, Aufrisse des Altars und der Kanzel, Zeichnungen der Türeneinfassungen und ähnliches mehr enthalten. Bei den beiden genannten Dalbergs handelt es sich bei Franz Eckenbert um den im Jahre 1674 geborenen, späteren Kurmainzischen Oberamtmann, den Stifter der älteren, der Mainzer oder Dalberg- Dalbergischen Linie, die 1848 erloschen ist. Sein genannter Bruder Wolfgang Heribert war Kurpfälzischer Hof- und Geh. Regierungsrat und Kammerpräsident. Er war mit Maria Anna Greifenklau zu Vollrats verheiratet, starb 1737 und liegt in der Pfarrkirche St. Peter in Worms-Herrnsheim begraben.

(Luftaufnahme St. Bonifatius Kirche)

Übersicht der Einnahmen in Gulden (Umrechnung in Euro nach dem Geldwert von 1959/60):

„1. 1724 er Abenheimer Kellerei-Rechnung 286 Gulden (7847,84 €) 2. von gnädiger Herrschaft 3468 Gulden (95.161,92 €) 3. Erlös aus Kornverkauf 1270 Gulden (34.848,80 €) 4. Weizenverkauf 6 Gulden (164,64 €) 5. Gerstenverkauf 71 Gulden (1948,24 €) 6. Spelzverkauf 250 Gulden (6.860,00 €) 7. Din (Nr 7-9 nicht lesbar) 10. Weinverkauf 4612 Gulden (126.553,28 €) 11. Weinhefeverkauf 84 Gulden (2.304,96 €) 12. Diverse Einnahmen 369 Gulden (10.125,36 €).“

Bei den Einnahmen aus Kornverkauf werden auch die Namen der Käufer genannt: Remaclus Corradill, Johannes Ängsten Wittib, Hans Georg Bernhard, Dietrich Witt, Gerhard Knod, Daniel Schantz, Andreas Schwickert, Joseph Götz, Mathias Tollo, Phillipp Thallen Wittib, Conrad Mögel, Nikolaus Schatz, Nicolaus Gült und Valentin Krauß. Bei den Einnahmen aus Weinverkauf ist erwähnt, dass beim Verkauf von Wein „Anno 1726 zu Wormbs in dem unteren (Dalberger) Hof (in der Kämmererstraße) 1008 Gulden (27.659,52 €)“ eingenommen wurden.Nach Fulda, wo Adolf von Dalberg als Fürstabt residierte, wurden für 2892 Gulden (79.356,48 €) Wein geliefert. Von den am Kirchenneubau beteiligten Personen, soweit diese bei den verschiedenen Ausgaben genannt, ist folgendes zu berichten.
Die Bauleitung, und vielleicht auch die Planung, lag in den Händen des Wormser Baumeisters Georg Endtner, dessen Grabdenkmal sich im Wormser Dom befindet. Endtner wurde im Jahre 1741 vom Domkapitel als Baumeister für den Wormser Dom verpflichtet und starb 1749 im Alter von 66 Jahren. Auf seiner Grabdenkmalinschrift wird er als „wohlerfahrener Domcapitel-Baumeister“ bezeichnet. Von Endtner stammt auch der Entwurf des baroken Aufbaus des noch von der alten gotischen Kirche in Abenheim übernommenen Turms.
(mehr zum Erbau der St. Bonifatius Kirche ist in der Chronik des Heimatverein nachzulesen)

»mehr zur St.Bonifatius Kirche
Unter der Dalbergsichen Herrschaft entstand 1753 die Abenheimer Schilder- und Hammerzunft, die bereits 1710 erwähnt wird und lange Zeit in hoher Blüte stand.
 
 
Heimatverein 1953 Abenheim e.V.
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